Jan. 25, 2024

Mitglieder-Rekord bei den Ahrweiler Bürgerschützen

Die Werte Glaube, Sitte, Heimat stehen bei den Ahrweiler Bürgerschützen hoch im Kurs. Anders lässt sich der stetige Mitgliederzuwachs kaum erklären. So vermeldete Hauptmann Jürgen Knieps beim Patronatstag zu Ehren des Schutzheiligen Sebastian im vollbesetzten Ahrweiler Helmut-Gies-Bürgerzentrum einen neuen Höchststand: „Die Gesellschaft hat mit dem heutigen Tag 731 Mitglieder.

Knieps begrüßte vor dem Plenum der Sebastianer 21 neue Schützenbrüder, die sich an dem Festabend in das Seelenbuch der Gesellschaft eintrugen und von König Jürgen Schmitz die Schützenmedaille verliehen bekamen.  Das Unterleutnantsglied nahm Sebastian Reuter, Jan Sommer, Frank Stephani, Thomas Wassy und Oliver Wodack auf. In das Leutnantsglied traten Moritz Blankart, Peter Sturm, Martin Thelen und Ludwig Wolff und in  das  Oberleutnantsglied  Christian Ley sowie Wolfgang Nietgen ein. Werner Mertens und Matthias Schäfer verstärken das Fähnrichsglied ebenso wie  Dr. Volker Malburg, Dr. René Degen, Friedhelm Münch und Heiko Schäfer das Königsglied. In das Elitecorps wurden Marco Grüber und Martin Moitz aufgenommen. Frank Brückner ist der Neuzugang im Jägercorps.

Jubilare der Gesellschaft

Traditionell wurden auch die Jubilare, die der Gesellschaft 40 und 50 Jahre angehören, geehrt. Urkunden und die entsprechenden Jubiläumsmedaillen gab es dafür als äußere Zeichen. Vor 50 Jahren traten die heutigen Goldjubilare  Wilhelm Adenäuer aus dem Oberleutnantsglied und Werner Schreier aus dem Hauptmannsglied in die Gesellschaft ein. Seit 40 Jahren dabei sind Albert Dittmann, Peter Müller und Elmar Schmitz aus dem Oberleutnantsglied, Rainer Galaske aus dem Königsglied, Hermann Hommes aus dem Fähnrichsglied, Erich Reinhard aus dem Leutnantsglied, Heinz Ring aus dem Hauptmannsglied sowie Erwin Ropertz aus dem Unterleutnantsglied. Und auch einen Wachwechsel gab es: Nach 20 Jahren übergab Jochen Ulrich die Verantwortung für das Weinlager an Gerhard Roth.

Begonnen hatte das Patronatsfest traditionell mit einem Gottesdienst in Sankt Laurentius. Diesen konzelebrierten Präses Jörg Meyrer, Diözesanpräses Dr- Volker Malburg und Dekan Peter Strauch. In seiner Impulsrede zu Beginn der Versammlung ging Hauptmann Jürgen Knieps auf ein Besonderes Jubiläum ein: 75 Jahre Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. „Das Grundgesetz garantiert uns und allen Menschen in unserm Land Würde, Freiheit und Gleichberechtigung. Treten wir für diese Werte ein, wo immer wir spüren, dass sie angefeindet werden. Machen wir dort den Mund auf, sagen wir unsere Meinung, in der Hoffnung, dass sie gehört wird und Veränderungen anstößt“, appellierte Knieps angesichts des Erstarkens rechter Kräfte in der Republik an die Mitglieder der Bürgerschützen.

Die Gesellschaft lebe aber auch von der Solidarität zueinander, machte Knieps klar. „Gerade wir im Ahrtal haben dies nach der Flut gespürt und mit den vielen Helfern und finanziellen Unterstützern erlebt. Die finanzielle Unterstützung von stark betroffenen Schützenbrüdern, der Wiederaufbau unseres Museums war in der Form nur möglich, weil wir Spenden aus der ganzen Republik erhalten haben. Nun hat es andere Regionen getroffen.“ So auch die Schützengesellschaft in Lilienthal bei Hannover, die mit ihrem Schützenhaus fast vollständig unter Wasser geraten sei und den Wiederaufbau nicht alleine schaffe. Eine von Knieps angeregte Sammlung im Saal erbrachte darob spontan 3.925 Euro, die vom Verwaltungsrat auf 4.000 Euro aufgestockt und nach Lilienthal überwiesen werden.

Einsatz für Werte

Bürgerschützenkönig Jürgen Schmitz widmete sich in seiner Festrede dem Thema Zeit. Dies am Beispiel der Brückenpfeiler im Adenbachtal, die böse Zeiten wie das Erstarken des Nationalsozialismus in den 1920-er und 1930-er Jahren erlebt hätten. „Die Parallelen in der heutigen Zeit sind eindeutig zu finden“, so Schmitz. Leider vergesse die Menschheit viel zu oft, was aus übermäßiger Unzufriedenheit erwachsen könne. Daher appelliert Schmitz an die Schützen: „Die Vergangenheit möge uns immer an unsere Verantwortung für kommende Generationen erinnern und in jedem von uns die Bereitschaft wecken, sich stets für Heimat, Vaterstadt und Kirche einzusetzen.“

Da zeigte sich Kreisstadtbeigeordneter Hans-Jürgen Juchem zuversichtlich: „Das Herz der Stadt, ihre Traditionen, Werte und ihre lange Geschichte sind bei den Schützen in sicheren Händen.“

Das Traditionen auch dem Wandel unterliegen, machte Raphael Mausberg als Hauptmann der Junggesellen-Schützen klar. Da seine Amtszeit in sechs Wochen endet, schlug er eine symbolische Bresche für einen potenzielle Nachfolger. Dieser sei engagierter Junggesellen-Schütze und zugleich auch unverheirateter Vater. Das sei kein Ausschlusskriterium für eine Führungsposition, warb Mausberg um Akzeptanz von Entscheidungen und Veränderungen: „Brauchtum lebt davon, dass sich immer wieder Leute dafür begeistern und bereit sind, Arbeit und Verantwortung auf sich zu nehmen.“ Er wünsche sich daher  Respekt und Toleranz gegenüber den Werten im Wandel und „damit eben auch die mögliche Verbindung von Elternrolle und aktivem Leben als Junggesellen-Schütze.“

Noten aus der Flut

Auf Veränderungen setzt auch die Aloisius-Jugend als jüngste der Ahrweiler Schützengesellschaften. So erläuterte Christoph Holzberger als deren Vorsitzender, dass der Zapfenstreich zum Auftakt künftig nicht mehr nachmittags, sondern am Abend direkt vor dem Festkommers auf dem Markt stattfinden werde: „Die Jahrgänge der Ehemaligen haben so einen schönen Anlaufpunkt. Anschließend marschieren wir dann alle gemeinsam zum Festkommers.“  Die Jugendarbeit könnten auf den Rückhalt der Ahrweiler Bevölkerung und der anderen Schützengesellschaften zählen. „Das lässt uns optimistisch in die Zukunft des Vereins blicken.“  Optimismus hat auch Chefmusiker Reinhold Beiling gezeitigt. Alle Noten der Schützenmusiker waren in seinem Keller der Flut zum Opfer gefallen. In mehr als 200 Stunden Arbeit wurden die teils handgeschriebenen Notenblätter getrocknet, gesäubert und digitalisiert. Die entsprechende Festplatte übergab Beiling zum Kommersfinale an Hauptmann Knieps – „damit alte Werte nie wieder zerstört werden“.

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