„Das Paket ist gepackt.“ Mit vier Worten fasste Matthias Becker, Chronist der Ahrweiler Bürgerschützen zusammen, was sich seit der Flut rund um das Ahrweiler Schützenmuseum getan hat. Am Samstag war nach fast drei Jahren Wiedereröffnung. Drei Jahre mit Inhalten vom Schlammschippen bis zum Aufpeppen mit Multimedia. Drei Jahre mit ungezählten Arbeitsstunden freiwilliger Helfer, und für Museumsleiter Werner Kathe hätte eigentlich nur noch ein Feldbett gefehlt. Jetzt ist es vollbracht. Das Haus der Schützen an der Blankartsmühle erstrahlt schönes denn je.
Das wurde ausgiebig gefeiert mit Helfern und Spendern von der Nordsee bis zu den Alpen. Denn die Solidarität der Schützen mit ihren von der Flut gebeutelten Ahrweiler Kameraden kannte und kennt keine Grenzen. So gaben sich bei der Feier „Auf der Rausch“ Gebirgsschützen aus Breitenbach in Tirol ein Stelldichein mit Neusser Grenadieren oder Schützen aus Grimma bei Leipzig. Alle hatten finanziell oder auch durch massiven körperlichen Einsatz als Fluthelfer dazu beigetragen, dass das Museum wieder als Schmuckstück in der Ahrweiler Altstadt glänzt.
„Erlebte Solidarität“
Dafür dankte Bürgerhauptmann Jürgen Knieps in seiner Festrede vor rund 200 Gästen der Schützenfamilie. „Mit dem heutigen Tag können wir unser Haus der Schützen mit dem Schützenmuseum wieder in seinem ursprünglichen Zustand uns selbst, aber besonders den kommenden Generationen, zurückgeben. Es soll uns ein gelebtes Zeichen sein, dass in ausweglosen Situationen Hoffnung berechtigt ist und sich in neuer Realität vollenden kann.“ Knieps sprach „einen kollektiven Dank an alle und für alles aus, was uns an Unterstützung widerfahren ist. Neben den helfenden Händen und den finanziellen Beiträgen war es genau die erlebte Solidarität, die für uns mental so wichtig und aufbauend war“. Passend dazu zitierte er von der Einsegnung des Hauses durch Präses Jörg Meyrer Friedrich Schiller, dessen Worte aus Wilhem Tell „Und aus den Ruinen erblüht neues Leben“ auf dem Königsschild des Junggesellen-Schützenkönigs Paul Pomp aus dem Jahr 1949 zu lesen sind.
Bürgermeister Guido Orthen unterstrich dazu: „Ich sehe das Haus der Schützen seit dem Wiederaufbau nicht nur als Gebäude der Schützengesellschaften, sondern auch als Sinnbild für Brüderlichkeit und Zusammenhalt zwischen uns und allen Helferinnen und Helfern.“ Es sei ein Ort mit Exponaten unserer Historie, „die wir bewahren müssen. Denn manchmal kann man nur wissen wohin man geht, wenn man weiß woher man kommt. Ich bin froh, dass unsere Schützengesellschaften, als traditionsreiche Institutionen, nicht nur den Jahrhunderten, sondern auch den Fluten trotzen. Denn bei all den Neuerungen und Unsicherheiten des Wiederaufbaus in den nächsten Jahren, bleiben die Schützengesellschaften Ahrweilers für die Bürgerinnen und Bürger eine wichtige und zentrale Konstante im gesellschaftlichen Leben unserer Stadt.“
Viele Worte des Dankes, die nach dem kirchlichen Segen von Pfarrer Jörg Meyrer für das Museum und die Schützen ihren inbrünstigen Widerhall aus den Kehlen aller Gäste mit der Hymne „Großer Gott wir loben dich“ fanden. Ergreifender Höhepunkt einer Feier, die auch Ausdruck der Ahrweiler Seele war: „Alle sind wir Kinder einer Stadt.“
Neue Konzeption
Was hat sich im Schützenmuseum geändert? Die neue Konzeption erklärte Museumsleiter Werner Kathe Blick aktuell: „Als nichtschießende Schützengesellschaft machen Waffen in der Ausstellung keinen Sinn. Das geänderte Waffenrecht (Behandlung von Deko-Waffen) unterstützt den Gedanken. Die gezeigte Armbrust und Hakenbüchse stehen für das Entstehen unseres Schützenwesens.“ Eine Art Ehrenplatz hat die Ahrweiler Schützenkrippe in einer Vitrine gefunden. Die Exponate, die einst als Puppen von Schülerinnen des Gymnasiums Calvarienbergs im Handarbeitsunterricht von Schwester Birgit den Mitgliedern drei Schützengesellschaften nachgebildet wurden, haben die Flut fast unbeschadet überstanden. „Auf eine Beschilderung der Ausstellungsstücke haben wir verzichtet“, sagt Kathe. Denn jedes habe seine eigene Geschichte. „Diese Geschichten werden per Multimedia bei Bedarf mit einem zentralen Touchscreen erzählt.“ Die Schilde der Könige aus vielen Jahrhunderten seien neu sortiert. Aber auch hier könne wie bei den historischen Silberpokalen nur eine Auswahl gezeigt werden. Und: „Fahnen sind ein wichtiger Bestandteil unserer Traditionspflege. Neue Fahnenschränke bringen diese jetzt besser zur Geltung“, unterstreicht Kathe den Wert der kunstvoll bestickten Tücher die verschimmelt und verdreckt aus dem Flutschlamm geborgen worden und danach aufwendig restauriert worden waren – auch dafür gab es viel Unterstützung. Das Museum kann im Rahmen von Stadtführungen des Ahrtal-Tourismus besichtigt werden. Auch das Paket ist schon gepackt.