Trinkzug
Der Trinkzug in Ahrweiler ist in der rheinischen und deutschen Landschaft einmalig.
Der Historische Trinkzug
Wenn wir Bürgerschützen am Dreifaltigkeitssonntag unseren König küren, was in normalen Zeiten alle 3 Jahre geschieht, zieht die neue Majestät durch das Ahr Tor in die Stadt ein.
Danach beginnt bei Anbruch der Dunkelheit ein Spektakel, dass seinesgleichen sucht, die Nacht der Nächte: Der historische Trinkzug!
Aber was heißt hier historisch? Wo liegen die Wurzeln? Wie lange machen wir das schon?
Es ist das Verdienst unseres ehemaligen Chronisten und gewesener Majestät H.-G. Klein ein wenig Licht in die Geschichte der Trinkzüge gebracht zu haben.
Denn die Quellenlage ist äußerst dürftig! In unserer Chronik taucht der Trinkzug erst 1903 auf:
„…halbneun Uhr Antritt der Gesellschaft vor dem Ahr-Tor. Zug zum Rathaus…Als dann herkömlicher Trinkzug durch die Stadt bei festlicher Illumination derselben.“ heißt es dort.
Das war´s, mehr gibt es nicht!
Warum findet sich in unserem Archiv sonst nichts? Die Beantwortung dieser Frage ist einfach:
Der Trinkzug war und ist keine Veranstaltung der Schützen!
Für den Trinkzug wurde nie Geld ausgegeben, daher existieren keine Rechnungsbelege.
Denn der Trinkzug war und ist eine Veranstaltung der Bürgerschaft für die Schützen!
Aber schauen wir einmal ins Stadtarchiv: die älteste Stadtrechnung der Stadt Ahrweiler stammt aus dem Jahre 1487.
Dort heißt es:
„Item da die Schützen den Vogel schossen, ihnen geschenkt up die Helle 4 Quart.“ Dieser Satz zieht sich fast wortwörtlich durch alle Rechnungen der folgenden Jahre.
Und hierzu schreibt Hans-Georg Klein: „Nach dem gelungenen Königsschuss gab die Stadt dem Schützenkönig und seinen Begleitern den Ehrentrunk, Propina genannt.“
Das Wort Propina kommt aus dem Lateinischen, propinare heißt zutrinken, zuprosten.
Mit diesen 4 Quart (9,5 ltr.) wurde den Schützen zugeprostet, jedes Jahr nach dem Königsschuss.“
Wir halten also fest: Mit hoher Wahrscheinlichkeit liegt die Wurzel unseres Trinkzuges im erstmals 1487 belegten Ehrentrunk für die Schützen auf der Helle, dem damaligen Rathaus.
Auf dem Weg vom Ahr-Tor zum Marktplatz sind die Schützen sicherlich nicht dürstend marschiert, immer mehr Bürger kredenzten den Ehrentrunk als Gastgeber.
Wenn wir die Jahreszahl 1487 zugrunde legen, dann können wir in diesem Jahr feiern, dass wir seit 538 Jahren unseren Trinkzug zelebrieren.
Und heute?
Wenn das Schützenfest mit dem Dreifaltigkeitssonntag und dem Fronleichnamstag die Wohnung für die Ahrweiler Schützenseele ist und die mauerumwehrte Stadt das Wohnzimmer, dann ist der Trinkzug der Lieblingssessel in diesem Wohnzimmer!
Der Trinzug ist bis heute Ausdruck von Lebensfreude und Bürgersinn, seien wir unseren Gastgebern dankbar und freuen wir uns darauf, wenn es wieder heißt:
„Sehr zum guten Wohle!“